Freitag, 17. Februar 2017

Studieren in Aberdeen

Nachdem meine Frau ja nun schon den einen oder anderen Eintrag hier verfasst hat, ist es wohl nun auch an mir einen Beitrag zu unserem kleinen Blog zu leisten. Und was bietet sich da mehr an als ein paar Zeilen über mein Leben als Ottenpapa und Student zu verfassen.
Grundsätzlich war es schon eine ganze Weile mein Wunsch, noch einmal im Ausland als Student Erfahrungen zu sammeln. Es hat sich allerdings während meines Bachelors nie wirklich ergeben, obwohl die Gelegenheit sicher da gewesen wäre. Aber wie das so ist, waren dann Praktika und auch die Freundin irgendwie immer wichtiger. Nachdem ich nach dem Bachelor schon knapp zwei Jahre in Lohn und Brot stand, ergab sich nun allerdings doch noch die Gelegenheit, im Rahmen eines Masterstudiums genau diese Erfahrung zu machen.
Zunächst sollte es für uns nach Cork im schönen Süden Irlands gehen. Leider wurde mir der bereits zugesagte Studienplatz dann, ich vermute aufgrund mangelnder Anmeldezahlen, allerdings doch verwehrt und der Studiengang gestrichen. So musste ich mich ziemlich kurzfristig nach einer Alternative umsehen und bin dann, auch dank der Hilfe von college contact, schnell fündig geworden. College contact ist eine Agentur in Münster, die im Auftrag von Universitäten im Ausland kostenfreie Beratung und Vermittlung von Studienplätzen in aller Welt anbietet. So ging es dann also nach Aberdeen, Schottland. Ich wusste vorher nicht viel über diese Stadt, aber die wesentlichen Anforderungen (englischsprachig, Ein-Jahr-Master) waren hier erfüllt und die Studiengebühren sind vergleichsweise gering. Und im Endeffekt ist es ja auch so, dass man es sich überall gemütlich machen kann.
Nachdem ich bereits im Vorfeld einmal in Aberdeen war um eine Wohnung zu suchen, ging das Abenteuer dann im September für mich und den Ottenhund so richtig los (Reisebericht). Den ersten Kontakt mit der Universität machte ich auch ziemlich zeitnah, da hier die sogenannten „Freshers“ starteten, eine DREIWÖCHIGE Einführungs- / Partyveranstaltung. Für mich als alleinerziehenden Hundepapa war dort allerdings nicht viel zu holen, da ja Frau und Kind noch in Deutschland verweilten und ich somit nicht lange das Haus verlassen konnte. Und dazu muss ich auch sagen, dass diese Veranstaltungen doch vor allem für die jüngeren, undergraduate Studenten gedacht sind. Somit war mein Interesse sowieso eher gering. Insgesamt war es trotzdem interessant und beeindruckend zu sehen, welchen Aufwand hier die Studentenvertretungen (student unions) betreiben um die neuen Studenten zu begrüßen. Dagegen wirkt die eine oder andere O-Woche in Deutschland geradezu mickrig.
Natürlich ließ ich es mir aber nicht nehmen, die Universität ein erstes Mal zu besuchen und zu besichtigen. Der noch relativ neue Campus der Robert-Gordon University in Aberdeen liegt sehr schön an einem Fluss (River Dee) gelegen und umfasst diverse sehr schicke und moderne Gebäude. Es gibt eine tolle Bibliothek mit klasse Ausblick über Aberdeen, ein eigenes Sportscenter und auch die Business School hat sein eigenes, sehr schönes Gebäude. In allen Gebäuden sind sehr gut ausgestattete Räumlichkeiten vorhanden und auch für das leibliche Wohl ist jeweils gesorgt (Subway, Costa, Pizza etc.).
Das Studium selbst ist in drei Abschnitte eingeteilt. Der erste Abschnitt begann somit Ende September und die Vorlesungszeit endete kurz vor Weihnachten. Im Januar standen dann die ersten Klausuren an. Mein Studiengang (MSc Accounting & Finance) ist so aufgebaut, dass im ersten Teilabschnitt die Grundlagen gelegt und dann per Klausur geprüft werden. Die Inhalte waren auf vier Module mit den Schwerpunkten Finance, Accounting und Quantitative Methoden verteilt. Das zweite Trimester, welches dann jetzt seit ca. drei Wochen läuft, baut dann darauf auf und vertieft gezielt bestimmte Inhalte bis ins Detail. Im zweiten Semester liegt der Fokus auf Corporate Finance, Management Accounting und die Vorbereitung der Master Thesis, welche dann das Kernelement des dritten Abschnitts bildet. Die vorherrschende Prüfungsform im zweiten Abschnitt ist auch nicht mehr die Klausur, sondern es werden zunehmend Hausarbeiten als Leistungsnachweis verlangt. Somit läuft ab jetzt offensichtlich alles auf die finale Erstellung der Abschlussarbeit hinaus.
Was aber sicher interessanter ist, sind meine Erfahrungen im Studienalltag. Mein Kurs besteht aus 15 Studenten, ist also relativ klein. Um trotzdem wirtschaftlich zu arbeiten, bietet die Uni mehrere ähnliche Masterkurse an (Financial Management, Oil & Gas Finance etc.), welche sind dann diverse Kurse teilen und somit sind wir in der Regel knapp 30 Studenten in den Vorlesungen. Die Zusammensetzung ist dabei sehr international (Schotten sind sogar eher die Ausnahme). Das liegt an der eher praktischen und für berufserfahrene ausgelegten Studienordnung der Robert Gordon University im Bereich Master Wirtschaftswissenschaften. Meine Kommilitonen kommen somit aus ganz Europa, Asien und vor allem auch Afrika (viele aus Nigeria und Ghana). Genau das macht es aber, aus meiner Sicht, so spannend hier zu studieren. Man bekommt unheimlich viele neue Eindrücke und lernt die verschiedensten Menschen und deren Kulturen kennen. Alle sind irgendwie fremd in Aberdeen und somit schweißt das gut zusammen. Neben den vielen internationalen Studierenden sind auch die Dozenten sehr international. Meine bisherigen Professoren kamen unter anderem aus China, Pakistan oder Nigeria. 
Falls jemand explizite Fragen zum Studieren in Aberdeen hat, können diese gerne in den Kommentare hinterlassen werden.

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